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26. Januar 2024

Kontra-Artikel zu unserer Demo am 17. Januar: Nie wieder ist jetzt!

Seren Haliloğlu (KV Freiburg) hielt eine Rede am 17. Januar in Freiburg bei einer Demonstration gegen Rechtsexttemismus.

Vor 79 Jahren war ich noch nicht geboren, aber viele unserer Großeltern haben am 17. Januar 1945 gelebt.
Am damaligen Tag begann die SS mit ihrer Planung das Vernichtungslager Auschwitz zu räumen. Sie entschieden an jenem Tag, Auschwitz-Häftlinge auf die sogenannten Todesmärsche zu schicken. Zwischen 9.000 und 15.000 Menschen starben dabei. Wir haben heute den 17. Januar 2024.
Laut Definition des Statistischen Bundesamts haben 20,2 Millionen Menschen eine
„Einwanderungsgeschichte“ (,sind also seit 1950 selbst eingewandert oder die Kinder dieser
Einwanderer). Diese Menschen sind so wie ich. Als Enkelin von türkischen Gastarbeitern war mein Leben-
und ist es auch heute noch als Erst-Akademikerin- von sozialen Ungleichheiten geprägt. Menschen sehen mir den Migrationshintergrund an. Menschen begegnen mir häufig mit der Frage: Wie haben Sie so gut Deutsch sprechen gelernt?
Am liebsten würde ich dieselbe Gegenfrage stellen.
Aber ich kann nicht. Ich bin sprachlos.

Foto: Ludwig Striet

Nicht nur, dass ich im Alltag daran ständig erinnert werde: Nein, meine Familie, meine Freunde und ich wurden dazu noch von Rechtsextremist*innen als Feindbild erklärt. Und da nicht erst seit der Enthüllung letzter Woche.
Was ging mir dabei durch den Kopf?
Nach der Aufdeckung fühlte ich mich wieder sprachlos, ja sogar ohnmächtig.

Liebes Freiburg, dank Euch kann ich meine Stimme endlich wieder erheben.
Ich bin so glücklich heute, hier vor so vielen Menschen für eine wichtige Sache zu stehen:
Gegen die menschenverachtenden Pläne und für die Demokratie!
DANKE! DANKE Freiburg!
Nicht nur seit letzter Woche haben Kinder und ihre Familien immer mehr Angst, vertieben zu
werden.
Der 13-Jährige, nennen wir ihn SINAN, sprach mit mir darüber, wie in seiner Schule ständig über das Abschieben gesprochen wird. Er hat jeden Tag Angst, obwohl Almanya sein Zuhause ist.
Auch heute, am 17. Januar 2024, ist mein Leben, das meiner Familie, meiner Freunde wie SINAN unmittelbar bedroht.
Während viele wie ich sprachlos sind, sind es die AfD und rechtsextreme Anhänger hingegen auf keinste Weise. Nein, sie halten sich für besonders sprachgewandt und nutzen menschenverachtende, das Grundgesetz mit Füßen tretende Begriffe wie „Remigration“.
Dahinter verschleiern und beschönigen sie Zwangsausweisungen und Deportationen von
Menschen mit Migrationshintergrund. Wie erschreckend doch die Parallele von vor 79 Jahren ist, nicht wahr?
Deswegen lasst uns ab heute für immer gemeinsam gegen diese Sprachlosigkeit kämpfen.
Solidarisiert euch mit gefährdeten Menschen.
Kämpft für unsere Demokratie.
Lasst uns sie schützen, sie stärken- Bei jeder Familienfeier, im Freundeskreis, beim Nachbarn, beim Fußball, in den Kommentarspalten oder bei der Arbeit.
Ich lasse mir nicht sagen, dass ich nicht nach Deutschland gehöre.
Wir sind viele!
Mein Name ist Seren Haliloğlu, ich bin 27 Jahre alt und ich bin und werde nicht müde davon, gemeinsam, für unsere Demokratie, für ein vielfältiges Miteinander, für eine Nazi freie Zukunft zu kämpfen.
NIE WIEDER IST JETZT

Dieser Beitrag erschien im Kontra-Magazin der Jusos Baden-Württemberg unter:
https://www.jusos-bw.de/2024/01/26/nie-wieder-ist-jetzt/


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