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Studierendenverbindungen sind kein Teil der Sozialdemokratie
Gemeinsame Pressemitteilung der Juso-Hochschulgruppe Freiburg, der Jusos Breisgau-Hochschwarzwald und der Jusos Freiburg
Die Juso-Hochschulgruppe Freiburg, die Jusos Freiburg und die Jusos Breisgau-Hochschwarzwald sehen die Aussagen Birte Könneckes in der Badischen Zeitung kritisch. Dort verteidigte die Kreisvorsitzende der SPD Breisgau-Hochschwarzwald Verbindungen vehement gegen die Kritik der Rückwartsgewandtheit. “Dass ein Großteil der Verbindungen keine Frauen* aufnimmt und ein heteronormatives Weltbild vertritt, lässt sie dabei unerwähnt. Frauen* dürfen außer in gemischten und Frauenverbindungen, die eine Seltenheit darstellen, kein Mitglied werden. So hat jede Verbindung ihre eigenen Kriterien, die für eine Mitgliedschaft erforderlich sind. Diese können beispielsweise die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion oder eben einem Geschlecht darstellen. Das entspricht nicht unserer Vorstellung von einer Gesellschaft, die für alle unabhängig von Geschlecht und Herkunft offen ist.”, so Sandra Kempf, Vorsitzende der Jusos Breisgau-Hochschwarzwald. Weiter sagt sie “Natürlich gibt es vereinzelt Ausnahmen aber gerade deshalb ist es wichtig, dass diese Diskussion ehrlich und reflektiert geführt wird und keine wesentlichen Bestandteile unter den Teppich gekehrt werden.”
“Die Kritik an Verbindungen hängt sich damit keineswegs nur an der offen rassistischen Deutschen Burschenschaft auf. Das Weltbild von Verbindungen basiert auf veralteten Vorstellungen. Frauen sind nur dann erwünscht, wenn es um bestimmte Festlichkeiten geht. Auch LSBTTIQ*-Menschen werden diskriminiert. Sie passen nicht in die Vorstellung einer klar strukturierten Welt, in der Mitgliedschaften vom Geschlecht abhängen und das Fechten gegen Frauen* verpönt ist.”, führt Julia Müller, Sprecherin der Juso Hochschulgruppe und stellvertretendes Vorstandsmitglied der Jusos Breisgau-Hochschwarzwald weiter aus.
Insgesamt ist die Mitgliedschaft in einer Verbindung nach Ansicht der Juso-Hochschulgruppe und der Jusos nicht mit der Sozialdemokratie vereinbar. “Verbindungen sehen sich immer noch als ‚akademische Elite‘, obwohl sie doch im Regelfall massiv von Seilschaften und Netzwerken abhängig sind. Damit werten sie alle anderen Studierenden und die Hochschulen in ihrem allgemeinen Bildungsanspruch ab. Akademischer Anspruch besteht jedoch nicht im Profitieren von vorhandenen Strukturen, sondern in der eigenen Entwicklung kritischen Denkens.”, meint Daniel Becker, Vorsitzender der Jusos Freiburg. “Zur Zeit der Märzrevolution 1848 mag es im Kampf gegen den absolutistischen Obrigkeitsstaat noch Übereinstimmungen gegeben haben. Heute vertreten Verbindungen ein elitäres Gesellschaftsbild, oft das benannte sexistische und nationalbetonte Gedankengut und zementieren ein rückwärtsgewandtes Weltbild. Das passt nicht zu unserer Vorstellung von Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität.”
Auch die historische Rolle Ferdinand Lasselles und der Verbindungen ordnen die Jusos und die Juso-Hochschulgruppe anders ein. “Historische Personen wie Lasalle dürfen nicht unbesehen zu Säulenheiligen verklärt werden. Zwar hat Lassalle die SPD mitbegründet und so einen wichtigen Teil zur Organisation der Arbeiter*innenbewegung beigetragen. Darüber darf jedoch nicht vergessen werden, dass er beispielsweise Tendenzen eines preußisch orientierten Nationalismus erkennen ließ.”, erklärt Dorothea Schiewer, stellvertretende Juso Landesvorsitzende und Mitglied des Juso Vorstands Freiburg: “Vielfach wird auch argumentiert, dass die studentischen Verbindungen während des 19. Jahrhunderts Teil der demokratischen Bewegung in Deutschland waren. Allerdings stellten diese schon damals Vertreter eines primitiven Nationalismus und Antisemitismus dar. So wurden auf dem Wartburgfest 1817, ein von den deutschen Verbindungen gern rezipierter Gründungsmythos, ‚undeutsche‘ Schriften verbrannt. Ein unschöner Vorgeschmack auf die späteren Bücherverbrennungen der Nationalsozialist*innen.”
Julia Müller zieht das Fazit: “Wir stellen uns weiterhin gegen studentischen Verbindungen, wie auch schon bei den diesjährigen Wahlen zum Studierendenrat der Uni Freiburg, die einen ausschließenden, exklusiven oder nationalistischen Charakter haben. An einer modernen Hochschule, die allen Menschen offenstehen und Bildung ermöglichen soll, haben solche Verbindungen keinen Platz, ebenso wenig in der SPD.“